Zwischen den Zeiten auf Island
Von Paula Heidenfelder (30. August 2020)
Der Roman „Der Sommer der Islandtöchter“ von Karin Baldvinsson entführt die LeserInnen nach Island zu zwei verschiedenen Zeiten. Erzählt im Jahr 1978 sowie 2018, entdecken die Protagonistinnen Monika und Hannah ihren individuellen Weg: Monika möchte Malerin sein, ihren eigenen Weg gehen und mit den Konventionen der Eltern brechen. Hannah ist darüber erschüttert, dass sie ihren Traumberuf nicht mehr ausführen kann, steht in der Scheidungsphase von ihrem Mann und hat sich selbst verloren. Die beiden Erzählstränge sind von Anfang an miteinander verwoben, jedoch werden konkrete Verwicklungen, der Kapitel- und somit Zeitenwechsel, nicht sofort hergestellt.
„Du darfst Dich nicht maschinenfeindlich äußern!“
Wildwuchs Theater 13.08.2020 – Die Maschine steht still
Von Sebastian Meisel (30. August 2020)
Theater in Zeiten der Pandemie. Zeit darüber nachzudenken, was Theater kann, was es soll, was es zu tun hat. Aufrütteln, Wach-Sein. Die Gegenwart kritisch begleiten, ohne den Anspruch auf Aufklärung aufzugeben. Das versuchte das Wildwuchs-Theater mit einer szenischen Lesung aus E.M. Forsters Erzählung Die Maschine steht still. Und am Ende muss man sagen: Die Zeit ohne Theater war viel zu lang!
Der Pragmatismus des Landes
Von Michaela Minder (22. August 2020)
Bartas Debütroman spielt in der oberösterreichischen Provinz, auf dem Bauernhof der Familie Weichselbaum. Theresa, eine sechzigjährige Bäuerin, bestreitet den Alltag an der Seite ihres Ehemannes Erwin, während die Kinder bereits aus dem Haus sind. Als Theresa plötzlich erkrankt und sie weder ihren Aufgaben auf dem Hof nachkommen noch mit ihren Familienmitgliedern sprechen kann, scheint alles aus den Fugen zu geraten. Eine tatsächliche Diagnose wird nie gegeben, und steht somit noch symbolischer dafür, dass Unvorhergesehenes plötzlich alles ändern kann und man einfach versuchen muss mit der Situation klarzukommen. Erwin versucht den Bauernhof weiter allein aufrecht zu halten. Dabei bekommt er Hilfe von seinem Enkel Daniel. Dieser begegnet zufällig im Wald Toti, einem Geflüchteten, der im Dorf wohnt. Die beiden freunden sich an und verbringen ihre Tage damit, eine Hütte im Wald zu bauen und Daniels Opa auf dem Bauernhof zu helfen. Hier wird ein klassischer Erzählstrang miteingeführt: Geflüchteter trifft wortkargen älteren Mann und eine gegenseitige Wertschätzung entwickelt sich mit zunehmendem Kontakt. Gesellschaftlich ein wichtiges Element, aber der Roman wäre auch ohne erzählstark genug gewesen.
Ein Haus als Zeuge verschiedener Zeiten
Von Michaela Minder (22. August 2020)
Schädlich beginnt den Roman „Die Villa“ mit einem Prolog, der mit recht minimalistischem Satzbau die „Hauptfigur“, eine Villa im Gründerzeitbau, 1890 errichtet, beschreibt. Diese Villa ist der Dreh- und Angelpunkt für eine Geschichte, die zwischen 1931 und 1950 spielt. Hier wird bereits das Unterfangen Schädlichs klar, sich vom Ende der Weimarer Republik bis zu den Anfängen der DDR zu bewegen und in dieser Periode des ständigen Umbruchs, von einer Zeit in die nächste, die zur vorherigen nicht unterschiedlicher sein könnte, immer wieder zu besagter Villa als Konstante zurückzukehren. Gewissermaßen fungiert die Villa deshalb als Zeuge dieser verschiedenen Zeiten, aber auch als deren Spiegel, da sie sich nach außen hin mit ihnen verändert, aber tatsächlich im Kern einfach die Villa von 1890 bleibt.