Die Zeit ist aus den Fugen
von Marlene Hartmann (10. September 2016)
Eifersucht, verstrickte Beziehungen, Familienkatastrophen und natürlich Liebesverwirrungen en masse – das ist Shakespeare, wie wir ihn kennen und lieben. Seine Plots sind unvergleichlich komisch und auf so vielen Ebenen wahr, dass sie ihre Anziehungskraft selbst nach 400 Jahren nicht verloren haben. Das zeigt »Hogarth Shakespeare« mit den Nacherzählungen unserer liebsten Shakespeare-Stücke aus der Feder von bekannten Autoren unserer Zeit. Mit Der weite Raum der Zeit hat Jeanette Winterson Shakespeares Wintermärchen ein neues Gewand gegeben und einen Roman geschaffen, der nicht nur mit der Zeit spielt, sondern sie zu seiner Basis und einem facettenreichen Faszinosum macht.
In einer regnerischen Nacht stößt Shep mit seinem Sohn Clo auf eine merkwürdige Szenerie: ein Autounfall auf offener Straße und ein Säugling samt Koffer voller Geld in der Babyklappe des nahegelegenen Krankenhauses. Kurzerhand entschließt er sich, dem kleinen Mädchen eine Familie zu bieten und ein neues Leben zu beginnen. Doch woher kommt das Kind? Was hat es mit dem Autounfall auf sich und wird die Zeit etwas Licht ins Dunkel bringen oder doch nur mehr Verwirrung stiften?
PS: »Ich werde mich an alles erinnern, und dann schreibe ich es auf.«
Von Jasmin Wieland (7. September 2016)
© Kiepenheuer & Witsch
2010 erschien Patti Smiths erstes autobiographisches Werk Just Kids, welches mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde. Danach folgte die Text- und Gedichtsammlung Die Traumsammlerin und nun M Train: Erinnerungen. In Just Kids erzählt Patti Smith von ihrer Kindheit, ihren Reisen, ihrem Leben im Chelsea Hotel und ihrer Faszination für den Rock 'n' Roll, rund um die New Yorker Band The Velvet Underground. Doch in erster Linie erzählt sie von ihrer einzigartigen Freundschaft zu dem Künstler und Fotografen Robert Mapplethorpe. Bereits in diesem Buch merkt man, dass Patti Smith nicht nur die Begabung für die Musik in die Wiege gelegt wurde, sondern vor allem der Sinn für das Schreiben. Patti Smith lässt ihre Gedanken kreisen und den Leser aktiv an diesem Prozess teilhaben, auf eine poetische, stellenweise philosophische Art.
Was bleibt, ist der Mensch Janosch.
von Jasmin Wieland (23. August 2016)
© Ullstein Buchverlage
Janosch. Ein Held der Kindheit, der uns die Geschichten des Kleinen Tigers und des Kleinen Bären erzählte, der uns mitnahm auf deren Abenteuer nach Panama, der eine wunderbare Welt der Freundschaft erschuf. Doch wer ist dieser Mensch, der als bekanntester deutscher Kinderbuchautor gilt?
Bereits im Klappentext blüht einem, dass in Wer fast nicht braucht, hat alles: Janosch – die Biographie von Angela Bajorek nicht die Lebensgeschichte eines Fünfundachtzigjährigen auf einen wartet, der sich für seine Enkelkinder an den Tisch setzt und zu zeichnen beginnt: Horst Eckert, 1931 in Oberschlesien geboren, schwierige Kindheit, Krankheiten, Ablehnung an der Akademie der Bildenden Künste in München. Dann folgt der Prolog und wir erfahren, dass Angela Bajorek Mühe hatte, mit Janosch in Kontakt zu treten, denn er hat eine Abneigung gegenüber Journalisten und Medien. Und dennoch schafft sie es und besucht ihn in seinem Haus auf Teneriffa. Es folgt ein fast täglicher Austausch per Mail.
Entstaubte Liebeleien
von Tessa Friedrich (10. August 2016)
© Hans Büschel
Der Fränkische Theatersommer der Landesbühne Oberfranken macht auch in Bamberg halt: Im Schloss Geyerswörth wurde Shakespeares Verlorene Liebesmüh in der Inszenierung von Heidi Lehnert gespielt. Eine Produktion, die durch Intelligenz, Witz und Charme perfekt in ein sommerliches Theaterprogramm passt.
Am Hof von Navarra herrscht Aufruhr: Um sich ausschließlich den Wissenschaften und den Büchern zu widmen, schließen der König und seine Hofherren Biron und Longaville einen Vertrag, der drei Jahre lang Enthaltsamkeit gegenüber Frauen und übermäßigem Essen fordert. Doch kaum sind die Unterschriften aufs Papier gesetzt, werden sie vom Hofdiener Schädel an einen wichtigen Termin erinnert: der Besuch der Königin von Frankreich und ihren Hofdamen. Zunächst voller Zuversicht schwören sich die Männer, ihrem Pakt treu zu bleiben. Doch sobald sie ihren geliebten Damen wieder begegnen, scheinen alle Versprechungen nichtig zu werden. Um weiterhin vor den anderen Leidensgenossen am Hof im Geheimen zu bleiben, sollen nun Liebesbriefe an die Angebeteten helfen – die durch Unachtsamkeit des Dieners jedoch nicht die richtige Empfängerin erreichen.