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Am Tisch mit Herrn Setz

von Marlene Hartmann, Friederike Klett, Manuel Paß, Niklas Schmitt und Lisa Strauß (17. Juli 2016)

 

© Manuel Paß

 

Clemens Setz ist nicht nur Erfolgsschriftsteller, sondern neben seiner zusätzlichen journalistischen Tätigkeit auch noch reger Twitterer und erklärter Grottenolm-Liebhaber. Für seine Prosa wird er regelmäßig mit Preisen geehrt, Leser und Feuilleton lieben ihn trotz, oder gerade wegen seiner oft abseitigen Art zu erzählen. Nach zahlreichen Romanen, Erzählungen und einem Gedichtband erschien Mitte letzten Jahres sein über 1000 Seiten starker Roman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre. Im Rahmen seiner diesjährigen Poetikprofessur in Bamberg trafen wir den Grazer Autor zum Interview – ein Gespräch über vergessene Wörter, die Kunst des Sammelns und den Wert des Obskuren, über Twitter-Morddrohungen und die Poesie von Computerspielen.

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Antike Reloaded

von Marlene Hartmann (8. Juli 2016)

 

 

»Sonne seiner selbst. Neben ihm gibt es nur noch Monde.« Die Rede ist von Teiresias, dem blinden Propheten, der sowohl Frau als auch Mann war und für Aufruhr zwischen Zeus und Hera sorgte. Dass seine Geschichte nicht so abgedreht ist, wie sie klingt, beweist Kate Tempest mit unglaublicher Energie und Wortgewandtheit, indem sie die antiken Sagen mit der Gegenwart und zeitlosen Fragen mischt.

Hold Your Own ist der Titel des Gedichtbandes und beginnt gleich mit dem längsten Gedicht: Tiresias. Kate Tempest schildert die Geschichte eines Jungen, die eindeutig dem Schicksal des Propheten Teiresias folgt und dabei doch die Perspektive unserer Zeit einnimmt. Schon während man die ersten Zeilen liest, wird klar, dass die Autorin ihr Handwerk beherrscht wie kaum ein anderer. Ihre rhythmischen Verse wollen nicht mehr aus dem Kopf, reißen den Leser mit und erschaffen so ein Klang- und Wortbild, dem man sich nicht entziehen kann.

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Brechts Bettler im Bamberger Hain

von Tessa Friedrich (7. Juli 2016)

 

Einst waren sie ein Liebespaar, doch diese Zeiten sind vorbei: Seeräuber-Jenny und Mackie Messer, dargestellt von Annika Urbansky und Ludwig Thormann. |
© Christian Martin 

 

Denkt man an deutsches Theater, denkt man an Bertolt Brecht. Denkt man an Bertolt Brecht, denkt man an die Dreigroschenoper. Es gibt wenige, die das berühmte Zitat »Und der Haifisch, der hat Zähne…« nicht vervollständigen können. Eine Feststellung, auf die auch die Bamberger Laientheatergruppe e.g.o.n. vertraut – und nun seit dem 4. Juli ihre Zuschauer zum Musikpavillon im Hain einlädt, um Annika Urbansky und Alexandra Plechingers Inszenierung  von Brechts Monumentalwerk zu sehen.

London zu einer unbestimmten Zeit. Die Krönung der Königin steht bevor und das Geschäft von Peachum, »Jonathan Jeremiah Peachums Bettlergarderoben«, brummt. Doch der berufliche Erfolg und die private Ruhe wird gestört, als er erfährt, dass seine Tochter Polly mit dem berühmtesten und berüchtigtsten Straßenbanditen in Soho verheiratet ist: Macheath, genannt Mackie Messer, Anführer einer Gruppe von Banditen, enger Freund des Polizeichefs von Scotland Yard und Stammgast im Hurenhaus von Turnbridge. Ein Mann, den niemand glaubt, jemals fassen zu können. Doch Herr Peachum und seine Frau schmieden einen Plan, wie sie ihren neuen Schwiegersohn an den Galgen bringen können.

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Die Liebe in Zeiten der Digitalisierung: Da wolltest Du nie hin? Jetzt bist Du nun mal da.

von Anna-Lena Oldenburg (4. Juli 2016)

 

 

Viele Männer sind nach Ansicht Aziz Ansaris »Bozos«, eine Allzweckbeleidigung, die komplette Ahnungslosigkeit in Bezug auf die Bedürfnisse und Vorlieben des zu verführenden Gegenübers signalisieren kann, eine Tendenz zum Zeitraub durch in ihrer Beliebigkeit kaum zu überbietenden Nachrichten oder eine fast schmerzhaft zu beobachtende Verrenkung in coole Posen, in einem verzweifelten Versuch den Zustand des »hip and happening«-Seins zu erreichen.

Ansaris Beobachtungen wirken zutreffend, wenn auch nicht revolutionär. Heute wird anders sortiert und rigoroser selektiert in der Partnerwahl, sodass der idealisierte Über-Partner ein nicht zu erreichendes Traumbild bleibt. Eine schier unmögliche Zahl an kleinen Kästchen soll gleichzeitig und von der gleichen Person abgehakt werden, während Kompatibilität schnell und effektiv durch eine Überprüfung der Onlineperson abgeklopft wird. Ein unvorsichtig abgesetzter Tweet, ein Bild zu viel mit einem Bier in der Hand, Fan des falschen Sportteams? Selbst der attraktivste und charmanteste Mensch kann, wenn auch nicht willkürlich, dann aber doch aus wenig stichhaltigen Gründen aussortiert werden. Weil Ansari ein heterosexueller Mann ist, ist dies auch die Position von der aus er den Datingmarkt analysiert und darüber staunt, inwiefern die Onlinepartnersuche inzwischen zur Normalität geworden ist und wie es passieren konnte, dass selbst Durchschnittstypen in einem Zustand des »Niemals-gut-genug« ankommen konnten. Partnerbörsen im Netz erscheinen wie ein gut gefülltes Supermarktregal mit kaum beherrschbaren Überangebot, ein kapitalistischen Wunderland mit einem hohen Druck zur Individualisierung, zur Inszenierung, zum Wettbewerb um den attraktivsten Partner. Wenn Ansari davon erzählt, wie er in einer seiner Stand-Up-Shows das OkCupid-Postfach einer Frau öffentlich zeigt, nur um dadurch preiszugeben, dass viele Frauen online mit einer Vielzahl wenig durchdachter Offerten bombardiert werden – hier 50 Nachrichten täglich – dann spürt man förmlich, wie die Luft im Saal dünner wird.

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