Unterhaltsame Bilderbuchgeschichten, aber ohne großen Überraschungseffekt.
von Jasmin Wieland (10. August 2020)
„Vom Autor von Der kleine Drache Kokosnuss“, wirbt der Sticker rechts oben auf dem Cover. Die Rede ist vom gefeierten Ingo Siegner. Und nun? Um ein wenig vom Dauerstempel „Drache Kokosnuss“ abzulenken und zu zeigen, dass Siegner auch noch mehr kann als Drache – oder einfach, um eine programmatische Lücke zu schließen und die Kurzabenteuer rund um Erdmännchen Gustav in einem Sammelband zu veröffentlichen – erscheint Erdmännchen Gustav und seine lustigen Abenteuer nach dem Hörbuch nun auch in gedruckter Fassung. Strategisch eine nachvollziehbare und für die kleinen und großen Leser gute Entscheidung, lassen sich die Geschichten doch wunderbar in einem Büchlein bündeln, mit Erdmännchen Gustav und dem Ausgangspunkt und Lebensraum Zoo als Drehscheibe.
Eine Familie am Abgrund
von Paulina Lemke (9. August 2020)
Katya Apekina scheut sich in ihrem Debütroman nicht. Im Gegenteil, ungeschönt und mit entblößender Klarheit erzählt sie von den Kräften, die in einer Familie wirken können, von emotionaler Abhängigkeit und Verlust. Je tiefer das Wasser streift daher nicht nur die heile Oberfläche, sondern sinkt hinab zum sprichwörtlichen Morast.
Im Westen nichts Neues
von Sebastian Meisel (9. August 2020)
Téa Obreht vereint alles, was nötig ist, um zum Olymp der Schriftstellerinnen aufzusteigen: Sie ist jung, Feministin, hat eine Migrationsgeschichte. Und sie hat ein nicht zu leugnendes Talent fürs Schreiben. Man muss annehmen, dass dieser Aufstieg sehr bald der Fall sein wird, wenn man die begeisterten Kritiken zu ihrem neuen Roman Herzland intensiv gelesen hat.
Aber der Reihe nach: Téa Obreht stellt in ihrem zweiten Roman eine Welt vor, die den meisten schon bekannt sein dürfte: Sie spielt im so genannten „Wilden Westen“, jener archaischen, mythisch verklärten Zeit ohne Gesetze, der Pioniere und der Schuld. Hauptspielort der Handlung ist Amargo, ein fiktives Städtchen im Jahre 1893. Die Verfallserscheinungen des Wilden Westens zeigen sich hier schon: Längst geht es nicht mehr um romantische Aneignung eines unbeherrschten Landstriches, um Gold und Pelze, sondern um den Anschluss an Eisenbahnstrecken und an die Industrie. Es ist eine Zeit des Zwischens, eingeklemmt zwischen archaischer Besiedlung und der beginnenden Moderne. Alles ist im Fluss, Gewissheiten existieren nicht, existierten vielleicht nie.
Survival à la Robin Hood. Wild, wild life.
von Jasmin Wieland (8. August 2020)
In Zeiten von Corona und dem förmlichen An-den-PC-gekettet-sein kommt sie verstärkt auf: Die Sehnsucht, raus in die Natur zu gehen, einfach mal ein- bzw. unterzutauchen und voll und ganz eins mit ihr zu werden. Manchmal reicht dafür ein einfacher Spaziergang, wenn’s ein bisschen mehr sein soll, dann vielleicht eine Wanderung oder eine Mountainbike-Tour durch die Wälder, und für Naturburschen und -mädels auch ein Mehrtagestrip. Doch warum eigentlich nicht einmal in die Vollen gehen und jegliche Zivilisation hinter sich lassen? Das Motto heißt: Draußen unterwegs, und wird zum Namen von Gerard Janssens Ratgeber bzw. Outdoor-Survival-Guide, erschienen im Knesebeck Verlag. Heißt: Nicht einfach nur Rausgehen, sondern Survival. Zurück auf Null, zurück zu den Wurzeln und mit dem überleben, was es gerade um einen herum gibt, fern von jeglichem Luxus, ja auf eine Weise, die Robin Hood und Co. praktizierten. Das ist Abenteuer pur. Und eines, für das uns Janssen wahrlich den Mund wässrig macht, denn Waldbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren und Co. finden wir ja alles auch im Wäldchen.