Weltuntergang hautnah
von Julia Göpfert (24. Juni 2009)
Jean Paul stellt in seinem Roman Siebenkäs (1796) den Atheismus der Idee der Unsterblichkeit gegenüber. Dem Traum Siebenkäs‘, der Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei, kommt hierbei besondere Beachtung zu. In einer Übung haben Studenten des Diplom-Studiengangs Germanistik unter der Leitung von Thorsten Heinz diese Rede in ein Hörspiel verwandelt.
Jenseits von Gut und Böse
von Bettina Gabler (24. Juni 2009)
Die Liebe ist ein grausamer Mann von Hans Henny Jahnn (1894–1959) ist ein akustisches Portrait, das Auszüge aus Jahnns Lebenswerk, seinen Dramen und seinen essayistischen Werken, wiedergibt. Nicht nur die hervorragende Leistung der Sprecher, die durch klare und sympathische Stimmen überzeugen, macht das Hörbuch zu einem spannenden Erlebnis.
Die Welt ist eine Opernbühne
von Anja Hedrich (24. Juni 2009)
»Worte eines solchen Abschieds haben wir nicht in unserem Repertoire.« Die Sprachlosigkeit einer unsagbar schweren Trennung steht zwar am Anfang des Hörbuchs, für die Geschichte jedoch, die dieser vorausgeht, findet Pascal Mercier eine Fülle von wunderschönen Worten, die er seinen Figuren behutsam in den Mund legt.
Nach sechs Jahren begegnen sich die Zwillinge Patricia und Patrice in ihrem Elternhaus wieder, nachdem ihr Vater wegen Mordes ins Gefängnis gekommen ist. Das Opfer ist ein berühmter Opernsänger, der tödliche Schuss hat ihn auf der Bühne getroffen und der Klavierstimmer Frédéric Delacroix ist sofort festgenommen worden. Wechselnd legen nun die Hauptfiguren ihre Gefühle und Erlebnisse offen und geben tiefe Einblicke in die Geschichte einer Familie – um Inzest, Mord und die Liebe zur Musik. Im Zentrum steht die komplizierte Beziehung der Geschwister, die beschlossen haben, endgültig Abschied voneinander zu nehmen. Zwar erreichen all die Bekenntnisse den Hörer, zur Aussprache der Protagonisten kommt es aber nie, denn: »Es ist anstrengend, die eigenen Gedanken mit anderen zu teilen, vielleicht sogar unmöglich, wer weiß.«
Frische Kleider für alle Lebenslagen
von Julia Schmidt (24. Juni 2009)
»Ich stelle mir vor, mein Name sei Gantenbein ...« Und der Erzähler, dessen Identität dem Leser – nein, ich stelle mir vor: dem Hörer, bis zum Schluss verborgen bleiben wird, lässt in seiner Phantasie eine Figur namens Gantenbein aufsteigen, für die er wie ein Marionettenspieler mehrere Geschichten erfindet. Warum hat ihn seine Frau verlassen? Was wäre gewesen, wenn …? Um diesen Fragen nachzugehen, schlüpft sein Protagonist in mehrere Rollen, wechselt diese wie Kleider und variiert sie je nach Belieben des Erzählers. Durch jene ungehemmt durchgespielten Möglichkeiten entstehen drei unterschiedliche Lebensläufe, denen jedoch allen gemein ist, dass eine bekannte Schauspielerin mit dem erblindeten Gantenbein verheiratet ist. Dient ihm die Blindheit zunächst als Maske, um hinter das wahre Wesen der Menschen zu blicken, bringt sie ihn jedoch bald in unvorhergesehene innere Konflikte.